Name: Gracilis-Muskel
Name: Latissimus dorsi-Muskel
Name: Radialis
Name: Anterolateral Thigh (kurz ALT)
Name: Deep Inferior Epigastric Perforator (kurz DIEP)
Name: Wadenbein (Fibula)
Rahmenbedingungen
Die Operation findet immer unter Vollnarkose und unter stationären Bedingungen statt. Die Hospitalisationsdauer ist in der Regel mindestens 5 Tage.
Operationsdauer
Ca. 4-6 h
Operationstechnik
Unabhängig vom Defekt und des verwendeten Gewebes kann jede mikrochirurgische Rekonstruktion in 3 Schritte unterteilt werden: Vorbereitung des Defektes, Hebung des Lappens und Einnaht des Lappens inklusive mikrochirurgischem Anschluss der Gefässe.
1. Vorbereitung des Defektes
Das Wundgebiet wird nochmals gründlich gereinigt und die Wundränder werden angefrischt. Vom Defekt aus wird über einen erweiternden Hautschnitt eine geeignete Vene und Arterie aufgesucht, an die der Gefässstiel der Lappenplastik angeschlossen werden kann.
2. Lappenhebung
Bei den Muskellappenplastiken wird über einen Längsschnitt, entweder an der Oberschenkelinnenseite (Gracilis Lappen) oder am Rücken (Latissimus dorsi Lappen), der ganze Muskel vom umliegenden Gewebe befreit und zusammen mit seinem Gefässstiel abgesetzt. Die Wunde an der Entnahmestelle kann direkt vernäht werden. Gleiches gilt auch für das freie Knochentransplantat (Wadenbein) an der Unterschenkelaussenseite.
Die Hautlappen vom Oberschenkel und Unterarm werden in Form und Grösse genau entsprechend der Defektgrösse entnommen. Wenn möglich werden die Wunden an der Entnahmestelle direkt miteinander vernäht. Dies ist jedoch nicht immer möglich und die Hebestelle muss mit einem dünnen Hauttransplantat (meistens vom Oberschenkel) gedeckt werden. Die Entnahmestelle des Hauttransplantates heilt von alleine ohne Narben ab.
3. Mikrochirurgie und Einnaht der Lappenplastik
Unter dem Operationsmikroskop werden mit feinsten Nähten (oft dünner als ein menschliches Haar) die Blutgefässe des Lappenstiels mit den vorbereiteten Gefässen im Bereich des Defektes verbunden. Sobald der uneingeschränkte Blutfluss durch den Lappen sichergestellt ist, kann er definitiv in den Defekt eingenäht werden. Im Falle einer reinen Muskellappenplastik muss der Muskel zusätzlich noch mit einem dünnen Hauttransplantat gedeckt werden. Die Hautlappenplastiken werden lediglich mit tiefen und oberflächlichen Nähten eingenäht.
Nachbehandlung
Die Nachbehandlung nach einem mikrochirurgischen Eingriff ist speziell. Wie bereits erwähnt ist massgeblich für das gelingen der Rekonstruktion, dass das transplantierte Gewebe eine gute Durchblutung behält. Besonders in den ersten 24 bis 72 Stunden nach der Operation ist die Nahtstelle der Gefässe anfällig für Störungen der Durchblutung. Häufige Ursachen sind:
Wird eine Durchblutungsstörung rechtzeitig erfasst, kann das Problem meist durch einen relativ einfachen chirurgischen Eingriff gelöst und die Rekonstruktion gerettet werden. Dies bedingt aber ein rasches Handeln.
Aus diesem Grund wird in den ersten 24 bis 72 Stunden nach der Operation die Lappenplastik in regelmässigen, engen Zeitabständen (anfangs stündlich) von entsprechend geschultem Personal kontrolliert, sodass bei der kleinsten Änderung entsprechende Massnahmen eingeleitet werden können.
In die Wunden im Bereiche der Lappenplastik wie auch in der Entnahmestelle werden meist eine oder sogar mehrere Wunddrainagen eingelegt. Diese werden nach 1 bis 3 Tagen entfernt, wenn die Fördermenge minimal ist (Richtwert 30ml pro 24h).
Bei Rekonstruktionen an den Beinen müssen diese für 4-5 Tage konsequent ruhig gehalten und hochgelagert werden. Ab dem 5. Tag wird mit der Mobilisation und dem sogenannten „Lappentraining“ begonnen. Das Lappengewebe muss sich an seiner neuen Position an eine etwas andere Blutflusssituation in verschiedenen Lagerungen erst gewöhnen. Somit wird das betroffene Bein anfänglich mehrmals täglich nur für kurze Zeitabschnitte nach unten gehalten. Über die folgenden 3-4 Tage werden die Zeitintervalle ausgedehnt, bis eine uneingeschränkte Mobilisation ohne Beschwerden und ohne Zeichen von Durchblutungsstörungen der Lappenplastik erreicht wird.
Einem mikrochirurgischen Eingriff geht meist eine mehr oder weniger lange Hospitalisation mit entsprechend schwerer Vorerkrankung und oder Begleiterkrankungen (z.B. Tumor oder Unfall) voraus. Es ist somit häufig, dass auch bei einem reibungslosen Ablauf der Rekonstruktion für die ganzkörperliche Erholung eine längere Hospitalisation oder auch Übertritt in eine Rehabilitationsklinik bzw. ein Kuraufenthalt notwendig ist.
Besonders Muskellappen sind in den ersten Wochen bis Monate nach der Operation noch stark geschwollen. Das Tragen eines Kompressionsstrumpfes hilft einem rascheren Rückgang der Schwellung und einer allgemeinen Verbesserung der Kontur und Narbenbildung.
Nachkontrollen
Routinemässige Nachkontrollen in unserer Sprechstunde erfolgen bei problemlosem Verlauf nach 2 Wochen, 6 Wochen, 3 Monaten und 1 Jahr.
Risiken und Komplikationen
Wie bei jeder Operation bestehen auch bei der mikrochirurgischen Defektrekonstruktion sowohl chirurgische wie auch narkosebedingte Risiken. Begleiterkrankungen wie Diabetes, Übergewicht, Immunschwächen, sowie Rauchen erhöhen das Risiko von chirurgischen Komplikationen wesentlich.
Allgemeine Risiken jeder Operation sind
Die häufigsten chirurgischen Komplikationen einer mikrochirurgischen Rekonstruktion sind
Komplikationen im Bereiche des Lappens
Komplikationen im Bereiche der Entnahmestelle
Muss ich vor der Operation meine eigenen Medikamente absetzen?
Die meisten Medikamente können Sie vor und nach der Operation weiter einnehmen. Gewisse Medikamente, wie Blutverdünner (Aspirin, Marcoumar) oder Hormone können das Komplikationsrisko erhöhen und sollten für die Operation pausiert werden. Wir bitten Sie, bei der Konsultation eine Liste mit all Ihren Medikamenten und den Dosierungen mitzubringen.
Muss mein Hausarzt oder der behandelnde Spitalarzt spezielle Abklärungen vor der Operation veranlassen?
Mikrochirurgische Rekonstruktionen sind technisch anspruchsvolle Operationen mit mehreren Teilschritten und einer entsprechend langen Operationsdauer. Obwohl im Durchschnitt die Operation in ca. 4 Stunden durchgeführt werden kann, gibt es Umstände, die die Operationszeit wesentlich verlängern. Vor der Operation muss in jedem Fall geklärt werden, ob bei Ihnen Begleiterkrankungen (insbesondere Herz-Kreislauf- und Lungenprobleme) bestehen, die mit einem erhöhten Narkoserisiko verbunden sind. Wir bitten Sie, möglichst ausführliche Informationen zu Ihrer medizinischen Geschichte bereitzuhalten, damit wir gemeinsam mit Ihrem Arzt die notwendigen Untersuchungen besprechen und veranlassen können. Sollte bei Ihnen der Verdacht auf eine Blutgerinnungsstörung bestehen, dann muss dies vorgängig abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden.
Wie weiss ich, welche Art Rekonstruktion für mich die beste ist?
Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Alle Techniken haben allgemeine, aber auch individuelle patientenspezifische Vor- und Nachteile. Wesentliche Faktoren, die die Wahl beeinflussen können, sind: Defektgrösse, Defektlokalisation und Defektursache, allfällige Voroperationen oder Begleiterkrankungen und/oder Verletzungen. Sämtliche Therapiemöglichkeiten und unsere Empfehlungen in Ihrem speziellen Fall werden wir im Rahmen der Konsultation mit Ihnen besprechen.
Welche Abklärungen müssen vor einer Rekonstruktion mit Eigengewebe durchgeführt werden?
Je nach Lokalisation des Defektes und allfälligen Begleiterkrankungen oder Verletzungen bedarf es einer Röntgenkontrastdarstellung der Blutgefässe. Diese Untersuchung gibt dem Chirurgen wertvolle Information über die Grösse und den Verlauf der Blutgefässe, was bei der Planung der chirurgischen Taktik und deren Durchführung hilft.
Ich hatte bereits eine Rekonstruktion, die gescheitert ist. Kann ich trotzdem eine erneute Rekonstruktion haben?
In den meisten Fällen ja. Die Art der Rekonstruktionen, die bei Ihnen noch in Frage kommen, hängen jedoch von der vorherigen Rekonstruktion und Ihren körperlichen Gegebenheiten ab.
Wie oft scheitert eine mikrochirurgische Rekonstruktion mit Eigengewebe?
Statistisch gesehen scheitert die Rekonstruktion mit Eigengewebe nur in ca 1% aller Fälle.
Was passiert, wenn der Gewebelappen abstirbt?
Weil nicht durchblutetes Gewebe ein wesentlicher Infektionsherd darstellt, muss das abgestorbene Gewebe unter Narkose entfernt werden. Manchmal muss die verbleibende Wunde vorübergehend mit speziellen Verbänden (z.B. Vacuumverband) behandelt werden. Grundsätzlich wird zeitnah ein erneuter Versuch einer Rekonstruktion angestrebt. Der Zeitpunkt und die Technik hängen von verschiedenen Faktoren ab und werden individuell mit Ihnen besprochen.
Kann mein Körper das Gewebe des Lappens abstossen?
Nein. Da es sich um Ihr eigenes Gewebe handelt, wird es von Ihrem Körper auch als solches weiterhin erkannt. Sofern eine gute Durchblutung gewährleistet ist, kann es nicht abgestossen werden.
Muss ich vor der Operation mit dem Rauchen aufhören?
Wir empfehlen in jedem Fall mit dem Rauchen mindestens 6 Wochen vor der geplanten Operation aufzuhören. Nikotin als chemischer Stoff wirkt unter anderem gefässverengend. Dies führt dazu, dass die Durchblutung im Operationsgebiet zusätzlich eingeschränkt und somit das Komplikationsrisiko erheblich erhöht wird und sogar alleine zum kompletten Versagen der Rekonstruktion führen kann.
Muss ich mich nach der Operation langfristig körperlich einschränken?
Dies hängt von der ursprünglichen Grösse, Lokalisation und Ursache des Defektes sowie der durchgeführten Rekonstruktion ab. Grosse Rekonstruktionen brauchen oft mehrere Wochen, bis sie komplett geheilt sind. Nach dieser Heilungsperiode gibt es meist aufgrund der Rekonstruktion alleine keine besonderen Einschränkungen.
Wie lange kann ich nach der Operation nicht arbeiten?
Dies hängt von der Grundursache des Defektes sowie Ihrer Arbeitstätigkeit ab. Körperlich leichte Arbeit, wie z.B. Bürotätigkeit, kann in der Regel nach ca. 3 Wochen wieder aufgenommen werden.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten einer mikrochirurgischen Rekonstruktion?
Ja. Es handelt sich bei Defektrekonstruktion fast ausnahmslos um eine medizinisch indizierte Behandlung, die von der Krankenkasse oder Unfallversicherung übernommen wird.